Das gute Wetter nutzend machen wir uns wieder ins Unterwallis auf und sind vom 9. bis 13. Juli 2018 nochmals unterwegs auf unserer Tour de Suisse. Startort ist natürlich Morgins.
26. Tag: Frühmorgens machen wir uns auf den Weg, um möglichst den Bikern - welche im Val d'Illiez offenbar noch häufiger als Wanderer anzutreffen sind - aus dem Weg zu gehen, was uns auch gut gelingt. Die Strecke führt hoch zur La Foilleuse und weiter bis nach Portes du Soleil, dem Passübergang welcher dem ganzen französisch-schweizerischen Skigebiet - oder jetzt im Sommer besser Bikergebiet - den Namen gibt. Von hier steigen wir über Les Crosets ab nach Champéry. In dieser Gegend werden doch tatsächlich inzwischen Wanderwege für Fussgänger gesperrt, damit die Biker ungestört von den zwei- oder vierbeinigen Verkehrshindernissen ins Tal rasen können. Der Wanderer darf dann auf der geteerten Strasse talwärts laufen...
27. Tag: Heute gibt es eine eher kurze Etappe von Champéry zur Cabane de Susanfe. Den Aufstieg bringen wir im Sauseschritt hinter uns. Einmal mehr müssen wir feststellen, dass hier im Wallis die Markierungen doch etwas anders sind als anderswo, findet man doch immer mal wieder mit Ketten gesicherte Passagen auf durchwegs gelb markierten Pfaden. Aber in einem Kanton voller 4000er relativieren sich die Schwierigkeitsgrade vielleicht etwas. Wir steigen auf über Roc Coupé und den Pas d'Encel. Die Hüttenwartin in der Cabane de Susanfe hat leider einen sehr unangenehmen Hund, der mich gar nicht dulden will und mich angreift, sobald ich mich nur bewege. Deshalb verbringe ich die meiste Zeit eingesperrt in der Werkstatt der Hütte und bin froh, dass es am nächsten Tag wieder weiter geht.
28. Tag: Einer der Höhepunkte unserer ganzen Tour de Suisse steht auf dem Programm. Wir besteigen nämlich die Haute Cime, den höchsten Gipfel der Dents du Midi. Zusammen mit Harald und Stefan, die wir von der Hütte her kennen, ziehen wir früh am Morgen los. Ab ca. 2300 m gibt es praktisch keine Vegetation mehr, und wir steigen in Schutt und Kies auf den 3258 m hohen Gipfel. So hoch war ich noch nie! Die Aussicht ist fantastisch und das Timing stimmt auch, ziehen doch kurz nachdem wir oben sind immer mehr Wolken auf und versperren immer grössere Teile der tollen Sicht. Auf dem Gipfel verabschieden wir Harald, der wieder zurück nach Champéry wandert. Der lange Abstieg im rauen Geröll bis hinunter zum Lac de Salanfe ist gar keine Wohltat für meine Pfoten. Aber kaum unten auf der mit feiner Vegetation bewachsenen Schwemmebene renne ich schon wieder herum wie blöd. Hier verabschieden wir auch Stefan, der auf der Tour de Dents du Midi weiter nach Mex stiefelt. Wir erholen uns in der Auberge de Salanfe.
29. Tag: Eigentlich will Paul mit mir über La Golette direkt nach La Creusaz laufen. Aber auf der Salanfe-Seite liegt einfach noch viel zu viel Schnee und der ist am Morgen früh auch noch knüppelhart. Kein Problem für mich, aber Paul hat natürlich wieder mal keine Eisen dabei. So steigen wir erst ins Vallon de Van ab und schlagen dann den schönen Wanderweg in Richtung Les Marécottes ein. Unterwegs kommen wir an einem Wanderwegweiser zu einem Aussichtspunkt vorbei, nämlich den Sex des Granges. Nach schnellem Kartenstudium schlagen wir kurzentschlossen diese Richtung ein. Es lohnt sich! Ein brutal steiler aber wunderschöner Aufstieg im Wald führe uns zu diesem kleinen Gipfel mit Sicht auf das Mont Blanc Massiv, aber auch hinunter zur Rohneebene. Der Abstieg nach La Creusaz dauert dann nicht mehr lange. Mit der Gondelbahn schweben wir schliesslich hinunter nach Les Marécottes, wo wir gemütlich übernachten.
30. Tag: Heute geht es über die Alpe Emaney hoch zum Col de Fenestral. Ein wunderbarer Weg führe uns zur Passhöhe, und obwohl nordseitig noch sehr viel Schnee liegt, ist der Weg so raffiniert angelegt, dass wir die grossen Schneefelder jeweils nur ganz kurz queren müssen. Wir kommen dem Mont Blanc immer näher und die Aussicht von der Passhöhe auf diesen majestätischen Berg ist gewaltig. Der Abstieg aber hat es in sich: in winzigen Serpentinen geht es extrem stotzig hinunter nach Fenestral, wo wir den guten Weg nach Emosson unter die Füsse nehmen. Mit dem Trubel da oben wollen wir aber nichts zu tun haben und steigen gleich ab nach Le Châtelard, wo zum Glück nur eine Minute nach unserer Ankunft der Zug einfährt, der uns in einer langen Fahrt nach Hause bringt.
Wir sind endlich den Voralpen entkommen und finden uns spätestens seit dem Tag 27 in alpinem Gelände. Feststellen müssen wir allerdings auch, dass auf den Nordseiten nach wie vor viel Schnee liegt. Mal schauen, wann es weiter geht!
Eines der Bilder stammt übrigens von Stefan - herzlichen Dank dafür und viele Grüsse nach Heidelberg!