Am 20. Mai 2020 bezwingen wir einen Berg, den wir schon mehrmals bewundert, aber auf den wir es noch nie geschafft haben – den Camoghè ganz hinten im Val di Serdena. Wir starten - wieder früh morgens und bei starkem Nordföhn – in Colla und laufen erst mal auf der Strasse ins Nachbardorf Signôra. Ab hier steigen wir mühelos auf einem angenehmen Waldweg und weiter oben über Alpweiden bis zu dem breiten Rücken auf, der hier das Val Colla vom Val di Serdena trennt. Nun haben wir einen schönen Blick auf die geplante Aufstiegsroute auf den Camoghè. Von weitem sieht es ziemlich stotzig aber machbar aus. Wir laufen nun via die Alpe Matro hinunter zur Alpe di Serdena. Wieder mal sind wir auf dem Waffenplatz von Isone. Aber heute ist hier nichts los und wir werden nicht beschossen. Obwohl wir den Bach zu weit unten queren – ein kleiner Holzsteg hat uns verführt – finden wir den Weg in Richtung Travorno Maggiore. Dieser führt noch etwas weiter hinauf bis auf den Rücken, der von Südwesten her auf den Camoghè zieht. Es geht weglos aber unschwierig diesen Rücken hoch, bis wir schliesslich kurz nach dem Punkt 2202 Markierungen auffinden, die uns bequem bis zum Gipfel leiten. Unterwegs sehen wir viele, viele Hirsche! Meist beäugen sie uns nur neugierig und schlendern dann gemächlich davon. Leider sind wir auf dem Gipfel heftig dem Föhn ausgesetzt, so dass wir nur ganz kurz verweilen und dann via Bocchetta di Revolte und Monte Segor auf den Gazzirola queren. Den kennen wir ja schon von einer Tour im Dezember 2015 her. Der Abstieg nach Colla erfolgt auf der Aufstiegsroute einer Tour vom Januar 2019. Im Laufe des Tages nimmt der Föhn beständig an Stärke zu, und wir sind schliesslich froh, dass er etwas 200 Höhenmeter unterhalb des Passo di Pozzaiolo langsam weniger wird. Erst da merken wir, wie warm es heute eigentlich ist. Eine sehr abwechslungs- und aussichtsreiche Tour, wenn nur der Föhn nicht so an unseren Nerven gezerrt hätte…