Den Monte Tamaro hat Paul schon lange auf seiner immer länger werdenden Liste der Touren-Ideen. Nur ist der leider einer der meistbesuchten Gipfel im Tessin. Kein Wunder, ist er doch von der Bergstation der Gondelbahn auf der Alpe Foppa in gut anderthalb Stunden zu erreichen. Aber am vergangenen Wochenende ging die Gondelbahn in die Winterpause, so dass wir damit rechnen können, am 10. November 2022 nicht so eine Völkerwanderung dort oben anzutreffen. Dass wir dann aber den ganzen Tag über kein Bein antreffen, und noch nicht mal von weiten einen anderen Wanderer sehen, damit haben wir dann doch nicht gerechnet! Aber der Reihe nach. Wir starten unsere Tour am Ende der Strasse, die unter die Monti di Mezzovico führt und laufen via Uggi und oberhalb von Tortói und Ciadé ins Valle di Duragno hinein. Die gleichnamige Alp umgehen wir etwas unterhalb und steigen nun auf gut sichtbarem Viehpfad hinauf zum Camusio. Der bietet zwar eine schöne Aussicht hinunter ins Tal, aber die grosse Installation dort oben lädt nicht zum Verweilen ein, so dass wir gleich weiter ziehen. Nun folgen wir einem meist gut sichtbaren Weglein, das uns erst mal ohne Probleme zur Cima Torrione führt. Danach wird die Wegspur deutlich anspruchsvoller, Paul braucht gelegentlich seine Hände und ich seine Hilfe. Der schwierigste Abschnitt ist eindeutig der Abstieg vom Ul Mött Tund (was für ein Name!) hinunter in die Senke vor dem Monte Tamaro. Dort erreichen wir einen ausgezeichneten Wanderweg (Wanderautobahn wäre wohl angebrachter), dem wir hinauf zum Gipfel folgen. Wir geniessen die herrliche Fernsicht! Der Alpenbogen ist weitherum sichtbar, während über der Poebene dichter Nebel liegt. Nun folgen wir dem Wanderweg gen Süden und erklimmen gleich noch den Monte Gradiccioli, den wir ja schon im Januar dieses Jahres bestiegen haben. Hinunter geht es erst mal aussichtsreich auf der damaligen Aufstiegsroute. Wir wollen dann aber auf ca. 1620 Höhenmeter einen unmarkierten Weg nehmen, der uns in Richtung Norden zu einem Wanderweg führen soll. Aber erst finden wir den Einstieg nicht und eiern im steilen Wald herum, dann finden wir zwar den Weg, müssen ihn aber dauernd wieder verlassen, um umgestürzten Bäumen auszuweichen und sind schliesslich froh, als wir ihn auf etwa 1580 Meter Höhe bei zwei Wasserfassungen wieder finden. Ab da ist er dann unproblematisch zu gehen. Etwas weiter unten – um einen Umweg abzuschneiden – entscheidet Paul, gleich direkt einer Runse entlang auf die darunter liegende Fahrstrasse abzusteigen. Das ist vielleicht nicht seine beste Idee bisher, denn der Hang ist fürchterlich steil und wegen des nassen Grases hier im Schatten auch übel rutschig. Mit meinem 4x4 geht das zwar ganz gut, aber er selber hat die grössten Probleme. Wohlbehalten endlich auf der Strasse angekommen, kürzen wir gleich nochmals ab, diesmal aber im lichten Buchenwald und ohne Probleme. Schliesslich erreichen wir den Wanderweg, der uns via Zottasce und Garzon wieder zurück zu den Monti di Mezzovico und schliesslich zurück zum Auto führt. Den ganzen Abstieg ins Valle Cusella laufen wir im Schatten, aber ab Zottasce lacht uns zum Glück nochmals die Sonne. Eine herrliche Tour an einem prächtigen Tag!