Rozzera

Am 11. April 2022  machen wir uns gleich nochmals mit unserem befreundeten Rudel auf ins Tessin. Nachdem Esther in den vergangenen mehr als 20 Jahren fast alle offiziellen Wanderwege des Tessins abgelaufen ist, hat sie nun Lust auf die nicht markierten Wege des Kantons bekommen, und von denen gibt es ja Zuhauf. Wir erkundigen die sehr eindrückliche und imposante Gegend unterhalb von Poncione d'Alnasca und Föpia, eine Landschaft die durch mächtige Felsmauern geprägt ist. Wir starten beim Parkplatz Ganne und laufen erst mal dem bekannten Talweg entlang flussabwärts, bis wir bei Motta über den Fussgängersteg auf die andere Talseite wechseln. Nun verlassen wir die offiziellen Wanderwege und steigen sehr steil einen gut ausgeprägten Weg hinauf nach Rozzera. Schwierig ist es nirgends, doch gelegentlich leicht ausgesetzt, wobei ein paar dünne Seile – mehr Wäscheleinen als Halteseile – einem zumindest psychologisch etwas Sicherheit vermitteln. Vor allem für Pedro ist schon dieser Aufstieg wegen der vielen hohen Tritte nicht ganz einfach, er kämpft sich aber mit gelegentlicher Unterstützung wacker hinauf. Die Alpe Rozzera wird schon dominiert von den Felswänden des Poncione d'Alnasca sowie der Cresta della Föpia. Man wähnt sich in einem gigantischen Amphitheater. Wir folgen nun einem immer noch gut ausgeprägten Weg bis an den Valegg della Rozzera. Ab hier ist auf der Karte kein Weg mehr eingezeichnet, aber bei Punkt 1707 soll es ein kleines Rifugio geben, und die Luftaufnahmen zeigen einen ausgemähten Weg hinauf. Tatsächlich finden wir ihn auch mühelos und folgen ihm – meist ist er deutlich sichtbar und ohne grössere Schwierigkeiten – bis hinauf zu dieser wunderschönen Terrasse, wo sich unter einen Felsen gebaut tatsächlich ein winziges und spartanisches Rifugio findet. Im Hüttenbuch sehen wir, dass es nur selten besucht wird, reichen die Einträge doch mehr als 20 Jahre zurück. Man muss wohl auch hart im Nehmen oder in höchster Not sein, um dort zu übernachten. Wir geniessen einfach die sagenhafte Ruhe und Aussicht übers Verzascatal. Zurück geht es auf dem gleichen Weg bis zum Valegg della Rozzera, den wir nun aber überschreiten. Es findet sich auf der Karte nämlich einen Weg, der zum Punkt 1531 hoch leitet. Gespannt, was es dort oben wohl zu bestaunen gibt, wollen wir auch den noch erkundigen. Allerdings ist er weit weniger deutlich sichtbar, und verläuft wenig reizvoll beständig im Wald. Steil ist er allerdings ebenfalls! Oben werden wir aber mit einem kleinen über einer Felswand thronenden Aussichtspunkt belohnt, der uns das Verzascatal vom immer noch leeren Stausee bis nach Brione hin zeigt. Zurück laufen wir nun wieder auf dem gleichen Weg bis zur Alpe Rozzera und steigen sehr stotzig auf dem gut sichtbaren Weg nach Cortasc hinunter. In Richtung Piee finden sich auf der Karte gleich drei Wege. Wir entscheiden uns für den obersten. Aber schon die kurze Querung zur nordwestlich von Cortasc gelegenen Alp wird wohl mehr von Wild als von Wanderern benutzt und nach dieser wohl aufgegebenen Alp verliert er sich gleich ganz. Also hinunter auf den mittleren, der aber – kaum im Wald angelangt – auch nicht mehr sichtbar ist. Weglos steigen wir deshalb ein kurzes aber kastanienstacheliges Stück ab auf die unterste Wegvariante. Die ist nun zum Glück tatsächlich vorhanden, und so erreichen wir ohne weiteren Probleme östlich von Piee bald schon den Verzasca-Talweg, der uns geschwind wieder zurück zum Auto leitet. Es war eine sehr schöne Tour in einer fantastischen Kulisse! Für Pedro war's vielleicht etwas gar anstrengend wegen der grossen Steilheit. Aber auch wir anderen machen uns währschaft müde an die Heimfahrt.

Montag, 11. April 2022