Säntis

Der Säntis ragt am höchsten aus dem Alpstein heraus, er ist auf diversen Wanderwegen zu erreichen, und dennoch haben wir ihn noch nie besucht. Das wollen wir am 16. August 2022  ändern. Wir fahren frühmorgens mit der Stauberen-Seilbahn hoch und laufen dem Furgglenfirst entlang – wieder mal auf unschönem Schotter – bis zur Saxerlücke, wo wir diesen pfotenmalträtierenden Weg endlich verlassen. Nun geht es auf einem nicht offiziellem, aber stets gut sichtbarem kleinen Weglein sehr steil hoch in Richtung Saxer First, gelegentlich braucht Paul sogar seine Hände, und ich einmal seine Hilfe für eine hohe Stufe. Ab etwa 1930 Meter Höhe flacht sich das Gelände stark ab, dafür nimmt die Grashöhe massiv zu – teils reicht das Gras Paul bis zu den Schultern – und ich laufe durch einen schmalen Kanal aus Bewuchs, so dass ich von der schönen Landschaft überhaupt nichts sehe. Das Wetter ist nämlich wieder mal prächtig, und die Fernsicht zumindest morgens recht gut. Etwas über 2000 Meter Höhe folgt nochmals eine kurze Steilstufe, und danach ist das Gras erstaunlicherweise wieder deutlich niedriger. Der Saxer First zeigt sich als ein breiter Grasrücken, den wir nun mühelos bis zu seinem höchsten Punkt begehen. Der Alpstein wird von Wanderern ja arg frequentiert, aber hier sind wir ganz alleine unterwegs. Das soll sich allerdings noch massiv ändern. Nun geht es weiter über Chreialpfirst in Richtung Zwinglipasshütte, die wir allerdings links liegen lassen. Ab hier begegnen uns immer mehr Wanderer und Touristen, und je näher wir dem Säntis kommen, desto dichter werden die Menschenströme. Vom Zwinglipass geht es nochmals ziemlich hinauf bis zum Punkt 2334. Dort schaut man in einen Abgrund, wo der Bergwanderweg hinunter führen soll. Aber eben: weiss-rot-weiss markiert, kann das ja gar nicht so schwierig sein. Wir kommen dann aber ziemlich auf die Welt, denn der Abstieg zum Rotsteinpass hat es tatsächlich in sich. Sehr steil ist er und häufig arg ausgesetzt! Schon manchen Alpinwanderweg sind wir begangen, der deutlich anspruchsloser war als diese 200 Höhenmeter hier! Für die Zweibeiner zwar gut gesichert, stürze ich mich dieses Stück gefühlt fast durchgehend im Kopfstand hinunter. Zweimal sind die Tritte gar so hoch, dass Paul mich hinunter lupfen muss. Zum Glück kommt uns gerade hier niemand entgegen, denn das Kreuzen wäre hier oft gar nicht lustig. Unbeschadet erreichen wir dann aber den Rotsteinpass. Ab hier folgen wir dem Lisengrat – gleich nochmals ausgesetzt und eisenbeschlagen – bis zum Säntis in stetig zunehmendem Wandererstrom. Immer wieder müssen wir auf entgegenkommende Zweibeiner warten oder uns beeilen, weil andere uns abwarten. Schliesslich erreichen wir den Säntis – Alpenchilbi pur, sogar Drohnen umschwirren uns! - und trotz allerübelstem Zweibeinergewusel auf dem Gipfel, besteigen wir diesen dennoch kurz, verlassen dann aber mit der Seilbahn hinunter zur Schwägalp schnellstmöglich die Stätte des Grauens! Schade, dass der Alpstein dermassen überlaufen ist, denn die Gegend bietet dem Wanderer doch wirklich viel und Abenteuerliches! Aber das war wohl unser erster und auch gleich letzter Besuch des Säntis!

Dienstag, 16. August 2022