Obwohl auch im Tessin in der letzten Woche nun doch endlich etwas Regen – respektive in höheren Lagen Schnee – gefallen ist, machen wir uns am 5. April 2022 zusammen mit Esther, Lulu, Fidel und Pedro auf in den Süden und fahren wieder einmal ins Valle di Muggio. Ab Cabbio steigen wir erstmal in Richtung Süden auf bis Vallera. Kurz danach entscheiden wir uns, den Wanderweg zu verlassen um den parallel, aber etwas tiefer verlaufenden Weg ins Valle Cugnolo hinein zu erkundigen. Der sollte uns an Scaína vorbei und um die Costa Bernardo herum nahe an den von Cetto herunterkommenden Wanderweg bringen. Aber noch vor Scaína verläuft der Weg plötzlich ganz anders, als auf der Karte eingezeichnet und endet an einem für uns undurchdringbaren Windbruch. Wir steigen deshalb – einem Wildwechsel folgend – direkt hinauf nach Laorina. Nun folgen wir der Fahrstrasse, bis wir bei Arla wieder auf den Wanderweg stossen. Nun steigen wir via Cetto tief ins Valle di Cugnolo ab. Auf dessen gegenüberliegenden Talseite geht es jetzt via L'Alp dal Còrno und Monti Còrno hinauf an den Fuss des Sasso Gordona, den wir schon im Januar 2020 erstmals überstiegen haben. Dies machen wir auch jetzt wieder, einfach in umgekehrter Richtung von West nach Ost. Auf dem Gipfel befinden wir uns über dem Dunst, der in den Niederungen liegt und die Fernsicht ist recht gut, wenn auch nicht so spektakulär wie im Winter. Da der Abstieg sehr steil in der Nordostflanke liegt und noch etwas schneebedeckt ist, lässt Esther Fidel und Pedro ab der Leine, um nicht von ihnen in den Abgrund gerissen zu werden. Unbeschadet kommen wir alle am Fusse des Gipfelaufbaus an, und weil weder Fidel noch Pedro sich allzu weit entfernen, dürfen sie noch weiter frei herumstöbern. Nun laufen wir am Rifugio Prabello vorbei und übersteigen noch den Poncione di Cabbio. Im Abstieg zum Passo Bonello dann plötzlich der grosse Schreck: wo ist Pedro? Klammheimlich hat er sich aus dem Staub gemacht und ist nirgends mehr zu sehen! Alles Rufen nützt nichts, der Schelm taucht nicht mehr auf. Was nun? Da Esther und Paul überzeugt sind, dass er sich vor uns befindet, steigen Paul und ich rufend ab zum Pass, während Esther zwischen dem Poncione und dem Pass ebenfalls Pedros Namen rufend wartet. Wir sehen und hören aber kein Zeichen von Pedro und kehren deshalb wieder um. Nach wie vor sicher, dass sich Pedro vor uns befinden muss, laufen wir nun alle zusammen immer weiter rufend – inzwischen weiss wohl schon das ganze Tessin und das angrenzende Norditalien, dass ein Pedro vermisst wird - hinunter zum Passo Bonello und noch weiter zum ganzjährig betriebenen Bauernhof, wo wir fragen, ob Pedro allenfalls dort aufgetaucht ist. Aber nach wie vor kein Zeichen von ihm. Während die Sorgenfalten auf den Gesichtern von Esther und Paul tiefer werden, sinkt auch die Sonne immer weiter dem Horizont entgegen. Jetzt muss schnell ein Entschluss her, denn genug Tageslicht, um – falls Pedro doch in die falsche Richtung davongezogen ist - die ganze Strecke wieder zurück zu laufen, bleibt eigentlich jetzt schon nicht mehr. Wir laufen dennoch zurück zum Rifugio Prabello – Esther den Poncione di Cabbio übersteigend und wir auf dem Wanderweg nördlich darum herum – in der Hoffnung, dass wir Pedro doch noch irgendwo finden. Paul und ich kommen zuerst beim Rifugio an, aber auch hier ist kein Pedro in Sicht. Hingegen kommt ein Mann daher, der uns erklärt, er hätte ein Tier am Fusse des Sasso Gordona gesehen habe, welches wohl ein Hund sein könnte. Und tatsächlich sehen wir Pedro mehrere Hundert Meter entfernt und gleich unter dem Gipfelaufbau bereits in unsere Richtung laufen! Wir rennen sofort los und nicht nur bei Paul ist die Erleichterung gross, als wir ihn dann endlich in die Arme schliessen können, sondern auch Pedro freut sich riesig, wenigstens Paul und mich wieder gefunden zu haben. Inzwischen ist auch Esther im Abstieg vom Poncione und ihre Freude ist noch grösser, als sie uns mit Pedro – nun an der Leine – daherkommen sieht. Ende gut, alles gut! Nach der grossen Anspannung machen wir gleich an Ort und Stelle eine Pause und steigen dann – nun wo das Rudel wieder vollständig ist - via Dosso d'Arla ab und zurück nach Cabbio. Zwei Stunden haben wir Pedro gesucht, und so sind wir nun insgesamt seit fast 10 Stunden auf den Beinen! Währschaft müde machen wir uns auf den Heimweg. Das war eine Aufregung, die wir nicht unbedingt gebraucht hätten! Aber bei diesem sonnigen Wetter war es trotzdem eine herrliche Tour in einer – zumindest in der kühlen Jahreszeit – schönen und nicht allzu überlaufenen Gegend.