Den letzten Tag unserer Kurzferien im Tessin – nämlich den 13. Januar 2022 – verbringen wir im Verzascatal, wo wir auch nächtigen. Sicht auf den schönen Stausee haben wir diesmal keine, der hat nämlich überhaupt kein Wasser. Wir steigen von Pinel oberhalb Vogorno ein kurzes Stück gegen Cortòi hin auf, biegen dann aber ab, um uns in der Gegend von Serta mächtig zu verhauen. Hier hat es entweder zu viele Spuren oder zu wenige. Ausserdem liegen von den letzten Sommerstürmen her noch viele Bäume kreuz und quer, so dass wir uns sehr mühsam in Richtung Costa quälen. Fast eine Stunde benötigen wir von Pinel nach Costa! Wenn uns nicht ein netter Rentner bei Serta den Weg erklärt hätte, wären wir wahrscheinlich heute noch dort unterwegs. Ab Costa geht es nun auf gutem Weg via Mosciöi hinauf nach Gana, wo wir endlich aus den vermaledeiten Kastanien heraus kommen. Ab hier wird die Strecke sehr schön und abwechslungsreich. Wir laufen auf immer noch gutem und spannendem Weg durch eine Felsbarriere hinauf nach Viciümm, eine aufgegebene aber sehr malerisch gelegene Alp. Dort verweilen wir ein wenig, bevor wir uns an die recht breite Querung nach Bardughè hinüber machen. Diese Alp kennen wir schon von anderen Touren. Heute sind wir auch da wieder mausbeinallein. Der Abstieg nach Odro bietet uns dann allerdings noch eine weniger schöne Überraschung. Gleich nach der ersten Bachtraverse sowie bei der zweiten Bachquerung findet sich noch viel Eis und das ausgerechnet an etwas ausgesetzten Stellen. So kommen Pauls Eisen doch noch zum Einsatz, die er jetzt den dritten Tag und bisher unbenutzt im Rucksack mitgetragen hat. Ohne die wäre zumindest für ihn diese Übung lebensgefährlich gewesen. Mit meinen Krallen kann ich mich einigermassen gut stabilisieren, komme aber dennoch das eine oder andere mal ins Schleudern. Den Abstieg kennen wir ja schon. Kaum sind wir an Odro vorbei - das diesmal abgesehen von einer einsamen Gämse ganz verlassen daliegt – kommen wir schon wieder in die blöden Kastanien, die auch hier dicht auf dem Boden liegen, so dass ich schliesslich froh bin, als wir endlich das Auto wieder erreichen. Auch dieser Tag ist sonnig, aussichtsreich und eher wärmer als die beiden vergangenen Tage.
Viciümm
