Der 3. Mai 2023 verspricht ein sonnig und warmer Tag zu werden auf der Alpensüdseite. Wir machen uns deshalb auf, den Pizzo Morisciöi zu besteigen, der hoch über dem Maggiatal thront. Paul hat den schon lange auf dem Radar, und heute klappt es endlich. Da wir gegen Osten hin aufsteigen, starten wir in Coglio erst kurz nach 9 Uhr und laufen dennoch bis nach Spign hinauf im Bergschatten. Ab da lacht uns aber für den Rest des Tages die Sonne und Paul montiert schon hier seine kurzen Hosen. Es ist überhaupt ein prächtiger Frühlingstag! Die Strecke Coglio-Spign-Tasmèi ist unschwierig und – für Maggiatalverhältnisse – gar nicht mal so arg steil. Ab Tasmèi wird der Weg dann wohl weniger begangen und ist nicht mehr ganz so gut sichtbar, dabei aber nach wie vor ohne Schwierigkeiten. Nach Punkt 1733 läuft man meist westlich leicht unterhalb eines Blockgrates. Hier sind wir dann doch sehr froh, dass kein Schnee mehr liegt, denn das wären sonst eine saumässig gefährliche Stellen, weil das Gelände so steil ist. Nach der Alpe Morisciöi suchen wir etwas mühsam einen Durchschlupf durch die oberhalb wachsende Vegetation. Ist man dann aber mal auf dem zum Gipfel führenden Rücken, findet sich eine deutliche Wegspur, die uns ohne weitere Probleme hinauf führt. Wir geniessen die tolle Aussicht und die Ruhe, welche dieses schöne Gipfelziel bietet. Auch hier oben ist es ganz angenehm warm. Bis etwas unterhalb der Alpe Morisciöi steigen wir auf der Aufstiegsroute ab. Danach schwenken wir ins Val di Coglio ein. Bis Marcio traversieren wir auf wohl wenig begangenem Weg ohne viel Gefälle. Ab da fällt der Weg dann aber sehr steil ab, bis wir beim Punkt 1233 kurz den Talgrund erreichen. Nun verläuft der Weg immer noch traversierend – der Bach fliesst schon bald weit unterhalb – in ziemlich steilem Gelände ins Valle di Giumaglio hinein. Hier liegt wieder mal viel Buchenlaub, so dass Paul nur vorsichtig und deshalb langsam vorwärts kommt. Mich stört das überhaupt nicht. Kurz vor Vassaschia di Sopra wird es dann aber auch für mich unangenehm, kommen wir doch wieder mal in die Kastanien rein. In dieser Jahreszeit sind sie aber zum Glück nicht mehr gar so stüpfig. Hier schlängelt sich schon wieder eine Schlange vor uns über den Weg, diesmal eine eher kleine und wohl giftige. Zum Glück läuft hier Paul voraus, so dass diese für mich gefährlichen Tiere rechtzeitig die Flucht ergreifen können. Im Gegensatz zu unsere Tour vom März 2020 wechseln wir nach Vassaschia di Sopra nicht die Talseite, sondern nehmen noch einen abenteuerlichen und anspruchsvollen Abschnitt in Angriff, der uns aus der Schlucht herausführt, welche das Valle di Giumaglio hier bildet. Hier ist nochmals höchste Konzentration gefordert, denn wir bewegen uns in sehr steilem Gelände. Zwar haben die Altvordern auch diesen Weg befestigt, aber etliche Stufen sind inzwischen heraus gebrochen, so das sehr vorsichtiges Gehen angesagt ist. Oberhalb von Coglio warnt sogar eine Tafel von der Gefährlichkeit des Weges. Wir kommen aber gut durch und sind nach insgesamt etwas über 8 Stunden Gehzeit zurück beim Auto. Eine richtig schöne, abwechslungsreiche und teilweise auch anspruchsvolle Frühlingstour! Ganz erstaunlich übrigens, dass Paul keine einzige Zecke an mir findet! Dabei könnte man erwarten, dass die an so einem Tag wie Ameisen an mir herum krabbeln würden!