Zwar hat es diese Woche nun tatsächlich geschneit in den Alpen, aber auf der Alpensüdseite gab es dermassen wenig Schnee, dass wir wohl eine Wanderung wagen können. Wir besuchen deshalb am 15. November 2024 eine Gegend, die wir schon öfters besucht haben. In der langen Kette zwischen dem Ritomsee und Biasca fehlt uns nämlich noch ein kurzes Stück, und zwar zwischen den Laghi di Motella und dem Lago di Pro da Lèi. Das wollen wir nun erwandern. Wir starten bei Narbiom nordwestlich von Molare und steigen auf bekanntem Weg hinauf zur Alpe Stou. Im Wald liegt ein kleines bisschen Schnee, was uns aber nicht stört. Kaum aus dem Wald heraus, treten wir in den Sonnenschein, der uns für den Rest der Tour fast immer erhalten bleiben wird, denn es ist heute ein wirklich prächtiger Sonnentag mit klarster Fernsicht. Wind geht wenig, so dass wir trotz der eher kühlen Temperaturen auf dieser Höhe nicht frieren müssen. Als wir das erste Mal bei diesen Laghi di Motella oben waren, stiegen wir frei Schnauze ab zur Alpe Stou. Gelegentlich fanden sich Wegspuren, die in diesem unschwierigen Gelände nicht unbedingt notwendig sind. Diesmal hat Paul von einer alten Karte den ehemaligen Weg auf sein Handy übertragen, und so versuchen wir nun im Aufstieg zu den Seen, den alten Weg zu finden. Viel ist davon allerdings nicht mehr vorhanden, oft finden wir zwar Wegspuren, selten aber da, wo wir sie erwarten würden. Dennoch erreichen wir die Laghi di Motella ohne Probleme. Die oberen Seen sind steinbein gefroren. Einsam ist es hier, denn kein Bein ist in diesem kleinen Tal unterwegs. Nun wollen wir auf den Grat oberhalb der Laghi aufsteigen, um den vom Passo Bareta zum Rifugio Gana Rossa führenden Alpinwanderweg zu erreichen. Der Aufstieg ist stotzig und mühsam, und noch bevor wir den Grat erreichen, stossen wir auf blaue Markierungen. Zwar sind es nicht weiss-blau-weisse Markierungen, wie man sie auf einem Alpinwanderweg erwarten würde, sondern einfache blaue Punkte und Striche. Da Paul aber ohnehin den Schnee auf dem Grat oben ersorgt, und diese Punkte uns auf dem Südosthang bleibend in die gewünschte Richtung leiten, folgen wir ihnen einfach mal in der Hoffnung, dass sie uns irgendwo dann auf den darüber liegenden Weg führen werden. Nach der Einsattelung bei ca. 2400 Meter Höhe kommen wir in ein kleines Zwischental, wo der Weg nun leider in unangenehmem Gelände kurz im Schatten und damit im Schnee verläuft. Allerdings ist trotzdem meist eine Wegspur sichtbar, und so erreichen wir den nun wieder sonnigen Südwesthang ohne grössere Probleme. Allerdings nur um feststellen zu müssen, dass die blauen Markierungen direkt zum Rifugio Gana Rossa hinunter leiten, welches wir erreichen, ohne den Alpinwanderweg oder die Sella di Ör Languosa auch nur berührt zu haben. Hier beim Rifugio treffen wir den einzigen anderen Wanderer an heute. Wir traversieren nun auf gutem Weg in stetigem Auf und Ab hinüber zum Lago di Pro da Lèi. Die Bergstation eines Sessellifts respektive die Skipisten verunstalten leider die Gegend hier etwas. Zurück wollen wir ein paar Höhenmeter unterhalb der eben begangenen Strecke weglos bis zur Wüstung auf knapp 2200 Metern Höhe queren und dann ebenfalls weglos absteigen nach Carì. Aber die Traverse bis zu dieser Wüstung verläuft so problemlos, und es gefällt uns dermassen gut hier oben, dass wir gleich weiter traversieren bis wir beim Punkt 2196 wieder einen Wanderweg erreichen. Nun steigen wir ab zur Alpe di Vignone, die wir bisher noch nicht kennen. Ein wegloser Abstieg direkt hinunter nach Boschetto scheint möglich, erweist sich dann aber als sehr mühsam. Paul gibt sich zwar alle Mühe, das vermaledeite Wacholdergestrüpp zu umgehen, aber leider ist das nicht immer möglich, so dass ich etwas leiden muss durch dieses stachelige Zeugs hindurch. Wir erreichen dann aber Boschetto dennoch und sind auch schon bald zurück beim Auto. Eine herrliche Tour in einer wunderschönen und einsamen Gegend! Vielleicht war das jetzt wirklich die letzte Bergtour in diesem Jahr, die uns in solche Höhen geführt hat, denn nächste Woche soll offenbar der Winter ernsthaft über die Alpen herein brechen...