Lago Retico

Passender könnte es nicht sein: Der diesjährige Martini-Sommer hält genau bis zum Martinstag an. Vor dem Wintereinbruch in den Bergen wollen wir also am 11. November 2024 nochmals in die Höhe steigen. Weil es uns im Val di Campo so gut gefallen hat, fahren wir gleich nochmals dorthin, auch diesmal wieder begleitet von unserem befreundeten Rudel Esther mit ihren Hundis Lulu, Fidel und Pedro. Wir lassen das Auto diesmal schon bei Tècc Là stehen und steigen auf dem Bikertrail auf, der Capanna Bovarina zu. Bergvelofahrer kommen uns keine ab, obwohl das Wetter wieder prächtig ist. Aber heute weht ein unangenehmer kühler Wind in einiger Stärke, und so treffen wir auf der ganzen Tour gerade mal einen einzigen anderen Wanderer an. Noch vor der Hütte wechseln wir kurz weglos zum Wanderweg, der uns nun unschwierig über Orlone und Cètt Buair hinauf zum Lago Retico führt. Der Wind nimmt stetig zu und oben beim wirklich malerischen und schön gelegenen See bläst er einem so frostig durch Mark und Bein, dass wir versucht sind, gleich weiter zu laufen. Wir finden dann aber doch noch ein windgeschütztes und dennoch sonniges Plätzchen, wo wir eine wohlverdiente Pause machen können. Gelegentlich steigen wir schliesslich doch weiter an, diesmal auf dem Alpinwanderweg in Richtung Verzaira. Auf ca. 2490 Metern Höhe verlassen wir diesen Weg, um eine unscheinbare Wegspur einzuschlagen, die uns in Richtung der Alp Berneggio leitet. Bald schon verlassen wir die Spur und schlendern gemütlich – und hier auch nicht mehr so arg dem Wind ausgesetzt – über den breiten, wenig abfallenden Rücken südostwärts dem Punkt 2344 entgegen. Hier nun geht der Rücken in einen deutlich steileren Grasgrat über, den wir aber ohne Probleme absteigen, bis wir auf etwa 2160 Metern Höhe in die Flanke bei Deir einschwenken und auf einer nicht allzu deutlichen Spur nach Portèia hinunter steigen. Nun tauchen wir wieder in den Wald ein, verlieren erst grad mal den Weg, kämpfen uns mühsam und zeitraubend durch Gestrüpp zurück zum Weg (der wohl kaum jemals begangen wird) und erreichen schliesslich auf ca. 1680 Metern eine zerfallende Hütte, wo wir – noch schön in der wärmenden Sonne und fast windstill – nochmals eine letzte Pause machen. Nun folgt für uns die Schlüsselstelle der ganzen Tour: Wir steigen nämlich 200 Höhenmeter eine verboten steile und grasige Schneise hinab direkt zur darunter liegenden Skipiste. Für uns Vierbeinige ist das wegen des Grases etwas mühsam und anstrengend, aber wenigstens ungefährlich. Die Zweibeiner hingegen müssen hier aufpassen wie Häftlimacher, um nicht auszurutschen und die ganze Plangge hinunter zu stürzen. Wir erreichen die Skipiste aber alle wohlbehalten und in den letzten Sonnenstrahlen dieses Tages. Nun folgen wir dem Schneeschuhtrail zurück nach Orsàira. Eine gelungene Tour, abwechslungs- und aussichtsreich, sonnig und einsam, so wie wir es alle gerne haben! Das war jetzt möglicherweise die letzte Wanderung in diesem Jahr, welche uns so hoch hinauf geführt hat. Morgen soll es nun also doch Schnee geben in den Bergen. Schade! Von mir aus hätte es den ganzen Winter über so bleiben können...

Montag, 11. November 2024