Pizzo di Cadrèigh

Viele allerschönsten Herbstwandertage haben wir nun leider verpasst, weil Paul stark erkältet war, aber am 8. November 2024 ist er wenigstens so weit wiederhergestellt, dass wir immerhin für einen Tag diesen schönen Martini-Sommer geniessen können. Wir fahren mit unserem befreundeten Rudel weit hinauf ins Bleniotal und bis in Val di Campo hinein. Bei Predasca lassen wir unser Auto stehen, und teilen uns hier erst mal auf. Esther hat ja den Ehrgeiz, sämtliche Wanderwege des Tessins abzulaufen, und hier oben fehlen ihr noch ein paar wenige Zentimeter auf der Karte, und zwar zwischen den Alpen Predasca und Bovarina. Dieses Stück liegt jetzt im November allerdings ganztägig im Schatten, und Paul – sonnenhungrig wie er ist – will die Alpe di Bovarina lieber auf der Sonnenseite via der gleichnamigen Hütte erreichen. Und so steigen wir dann auch im schönsten Sonnenschein (es ist heute ein Prachtstag!) hinauf zur Capanna Bovarina und schlendern nun auf offenem und weitem Alpgelände der Alpe di Bovarina zu, wo wir Esther mit ihren Hunden, Lulu, Fidel und Pedro wieder treffen. Dieses obere Val di Campo ist schon ein herrliches Tal und heute bei diesem fantastischem Wetter ganz besonders. Hier wird im Sommer wohl viel gewandert, aber im November ist auf den Wegen kaum mehr was los. Nun laufen wir dem Passo di Gana Negra zu. Der oberhalb liegende Pizzo del Corvo lässt wohl schon seit Urzeiten immer mal wieder schwarzes Gestein ins Tal hinunter donnern, und so ist der Talboden übersät mit grossen schwarzen Blöcken, die hier sehr malerisch herumliegen. Bei Punkt 2330 nehmen wir eine Abkürzung, die uns unschwierig hinauf zum Grat führt, der uns zum Pizzo di Cadrèigh leitet. Hier oben nimmt nun der Wind etwas zu, und wir merken jetzt, dass es eben doch schon November ist, denn es wird nun zwischendurch recht kühl. Den Einstieg zum Alpinwanderweg hinüber nach Cantonill finden wir erst mal nicht so richtig. Der Weg verläuft offensichtlich oft nicht da, wo er auf der Karte eingezeichnet ist. Ist man aber erst mal auf dem Grat angekommen, finden sich dann doch immer mal wieder Markierungen und meist eine ganz ordentliche Pfadspur. Die einzige Schwierigkeit auf diesem Weg ist allerdings der kurze Aufschwung zum Gipfelaufbau des Pizzo di Cadrèigh. Hier brauchen Pedro und ich kurz Unterstützung, während Lulu und Fidel über einen sehr schmalen Felsgrat ohne Hilfe hinauf balancieren. Danach ist der Weg eigentlich technisch anspruchslos, aber sehr aussichtsreich und überhaupt ein wahrer Genuss! Wir kommen recht zügig vorwärts, geniessen den schönen Sonnentag und die wahrlich sehenswerte Landschaft rundherum. Bei Cantonill verabschieden wir uns dann leider vom Sonnenschein und laufen auf gutem Waldweg zurück nach Predasca. Das war eine wirklich fantastische Tour in angenehmer Begleitung und in einer Gegend, die wir bis anhin überhaupt nicht kannten, wo wir aber sicher nicht das letzte Mal waren. Ob es nochmals so eine schöne Herbstwanderung geben wird in diesem Jahr? Die Wetterprognosen kündigen für nächste Woche einen Wetterumschwung an. Vielleicht kommt jetzt der Winter doch noch in den Alpen...

Freitag, 08. November 2024