Am Wochenende vom 14./15. September 2024 machen wir mal was Neues, was wir so noch nie gemacht haben. Wir laufen nämlich eine Tour in einer geführten Gruppe mit. Vor Jahrzehnten war Paul gelegentlich mit Claudia Müller und ihrem damaligen Partner (einem Bergführer) geführt in den Bergen unterwegs. Inzwischen bietet Claudia Müller als Wanderleiterin (den Berg erleben) eigene Wander-Touren an. Um mal nicht immer alleine mit mir unterwegs zu sein und auch Claudia mal aus ihrem Büro zu locken, fahren wir drei nach Lumino, wo wir zu der kleinen Gruppe stossen. Wir fahren mit der Seilbahn zu den Monti-Savorù und laufen – heute noch bei bedecktem Himmel – zur Capanna Brogoldone hinauf. Die Strecke ist bekannt, aber der Direktaufstieg immer wieder schön. Es geht allerdings ein unangenehm kühler Nordföhn, der uns kurz vor dem Ziel so richtig packt, so dass wir froh sind, dass wir uns in die geheizte Hütte verkriechen können. So richtig gemütliche Hüttenromantik will allerdings nicht aufkommen, denn die Capanna Brogoldone ist an diesem Wochenende nämlich proppenvoll. Das ist doch jetzt das vierte Mal, dass ich in dieser Hütte übernachte, aber bisher war sie noch nie auch nur annähernd halbvoll! Zum Glück dürfen wir in einem der kleinen Zimmerchen übernachten, so dass wir dann doch noch eine halbwegs ruhige Nacht verbringen können. Am Sonntagmorgen laufen wir noch vor Sonnenaufgang los. Der Himmel hat über Nacht aufgeklart, und wir dürfen einen sonnigen Tag erwarten. Der Nordföhn hingegen hat sich bisher nicht legen wollen. Es ist immer noch recht kühl, wenn auch spürbar wärmer als noch am Vorabend. Nun laufen wir auf der Strecke unserer ersten Pizzo di Claro-Besteigung via Passo di Mem und Pian del Baitel zum Punkt 2279, wo der Alpinwanderweg hinauf in die Ostflanke des Pizzo di Claro abzweigt. Der Weg ist gut sichtbar, arg ausgetreten und offensichtlich oft begangen. Auch heute sind wir an diesem schönen Aussichtsberg nicht alleine unterwegs. Wir steigen ohne Probleme zum Gipfel an, wobei der Wind allerdings stetig zunimmt. Auf dem höchsten Punkt angekommen, müssen wir gar noch fürchten, vom Berg geweht zu werden, so heftige Böen beschert uns der Nordföhn! Dennoch machen wir - etwas im Windschatten - eine längere Pause und geniessen die bei dieser Wetterlage ausgezeichnete Fernsicht. Schliesslich machen wir uns an den Abstieg hinunter zum Lago di Canèe. Der Weg ist auf der Karte zwar nur als Spur eingezeichnet, aber ebenfalls deutlich sichtbar und mit der nötigen Vorsicht nicht wirklich schwierig, der Tiefblick hinunter zum See und zur Riviera allerdings atemberaubend. Je weiter wir absteigen, desto mehr lässt der Wind nach, und beim See unten ist es inzwischen schon angenehm warm. Offenbar so warm, dass einer der Teilnehmer einen Schwumm im doch recht kühlen Bergsee wagt! Ich belasse es dabei, mir die Beine zu kühlen. Hier sitzen wir gemütlich eine Weile herum und geniessen, diesen malerischen Ort. Das heisst, für mich sind die Pausen alles andere als gemütlich, schliesslich muss ich normalerweise nur bei Paul um Futter betteln, jetzt aber gleich bei fünf Personen. Was für ein Stress! Schliesslich machen wir uns nun via Alpe di Peurett und dem schönen Höhenweg an den Alpen Gareresc und Forcarìd vorbei auf den Rückweg zur Seilbahn. War die Strecke auch bekannt, und hätte Paul und ich hier keiner Führung nötig gehabt, so war das doch ein gelungenes Wochenende in sehr angenehmer Gesellschaft. Und der Pizzo di Claro ist bei schönem Wetter ja immer einen Besuch wert. Uns hat es gefallen!