Für den 7. September 2024 sagt der Wetterdienst einen sonnig und nochmals sehr warmen Tag auf der Alpennordseite voraus. Wir wollen das nutzen, fahren aber extra hoch hinaus, damit wir nicht wegen der Wärme eingehen. Unserer heutige Wanderung startet und endet in Bivio, dem letzten Ort vor der Julierpasshöhe. Der Himmel ist tatsächlich klar, aber es ist hier auf über 1700 Metern Höhe morgens doch recht kühl. Wir laufen frisch-fröhlich los – fast schon ab dem Dorf in der Sonne – und müssen dann mit Schrecken feststellen, wie sich innert kürzester Zeit Hochnebel zusammenballt, der von der Juferalpa hinüber ins Valletta da Beiva schwappt, das wir umrunden wollen. Kaum ist die Sonne weg, wird es auch wieder ziemlich kühl und windig. Fast schon denkt Paul ans umkehren. Wir laufen dann aber doch weiter. Zum Glück, wie sich zeigt, denn der Hochnebel reisst schon bald wieder auf und lässt mehr und mehr die Sonne durch. Wir steigen auf gutem Weg hinauf zum Plang Tguils, verlassen dann aber auf ca. 2450 Meter Höhe den Weg, um direkt zum angepeilten Gipfel Uf da Flüe anzusteigen. Paul braucht sich gar keine Gedanken zu machen, wie man diesen Anstieg am besten bewältigt, ohne sich gottlos zu versteigen, denn wir finden schon ab der kleinen Ebene dort eine ganze Serie von dicht gesetzten Steinmannli, die uns zwar weglos, aber elegant und ohne Schwierigkeiten hinauf zum Punkt 2756 leiten. In der Senke zwischen dem kleinen Gipfel bei diesem Punkt und Uf da Flüe verlassen wir diese Route allerdings – sie leitet direkt hinunter zum Wanderweg – und steigen nun ohne Führung weglos hinauf zum Gipfel, was auch ohne Probleme geht. Hier oben machen wir eine wohlverdiente Pause, obwohl ein beissender Wind bläst, und obwohl wir hier auf dem Wanderweg eine ganze Gruppe Jugendlicher (Pfadi, Cevi oder was weiss ich?) antreffen. Der Abstieg zur Fuorcla da la Valletta ist stotzig und von einer Tour aus dem Jahr 2021 schon bekannt. Hier unten auf der Fuorcla lagert gleich nochmals eine ganze Gruppe junger Leute. Es sollen die einzigen Begegnungen bleiben, denn hier verlassen wir den Weg wieder, und wandern weglos der Süd-Südostflanke des Valletta da Beiva entlang. Manchmal sind wir hier auf Gras, manchmal im Schutt oder Geröll unterwegs. Hier begegnet man sicher niemandem, höchstens einem Jäger. Aber trotz Hochjagd treffen wir heute unterwegs zum Glück keine Tiermörder an, dafür aber erstaunlicherweise dennoch Gämsen. Die ganze grosse Alp Cuolmens ist bestossen, zwar nicht dicht, aber doch so, dass wir im Abstieg zum Gebäude bei Camon immer wieder ganzen Gruppen neugierigen Rindern ausweichen müssen. Zuletzt malträtiert unsere Beine noch eine allzu steile Fahrstrasse, die uns zurück nach Bivio führt. Gut die Hälfte der Strecke heute waren wir weglos unterwegs, und gerade dieser Teil hat uns ausnehmend gut gefallen. Zum ersten Mal seit der Sommer am Ausklingen ist, war’s zumindest teilweise empfindlich kühl. Mir soll’s recht sein!