Bocchetta d'Orsalía

Am 18. Juni 2025 erneut eine herrliche Tour! Diesmal starten wir in Bosco/Gurin. Durchaus ungewohnt, all diese walliserdeutschen Flurnamen hier in der Gegend. Nicht das, was man im Tessin erwarten würde. Aber auch Bosco/Gurin – oder eben nur Gurin, wie es ursprünglich hiess – ist eine Walser-Siedlung, und früher sprach man da eben Walliser Dialekt. Ob allerdings heute noch viele Leute dort das Gurinerdeutsch sprechen, wage ich zu bezweifeln… Wir steigen frühmorgens - erst kurz im Sonnenschein, danach aber für eine Dreiviertelstunde wieder im Bergschatten - an in Richtung Hendar Furggu. Auch diesen Abschnitt kennen wir schon von unserer West-Ost Tour de Suisse. Heute steht das Gras schon hoch (bestossen ist hier noch nicht), und schon nach kurzer Zeit bin ich und sind Pauls Hosenstösse pflotschnass. Aber das macht nichts, denn kalt ist es auch heute nicht. Kurz nach der Alp bei Punkt 2107 verlassen wir den offiziellen Wanderweg und nehmen für ein Stück eine Abkürzung hinauf zum Wanderweg, der uns nun via Herli unter den Übergang zum ersten kleinen See, den wir heute sehen, führt. Bis hierher war der Weg gut und wenig steil. Der Übergang selber ist nun ein bisschen stotzig, aber gut zu gehen. Dieser erste kleine See liegt noch mehrheitlich unter Schnee und wird im Sommer vielleicht austrocknen. Der zweite – auf der Karte unbenannte – See ist schnell erreicht. Der ist schon ein bisschen grösser, und an diesem malerischen Ort machen wir ein längere Pause. Nun geht es erst mal kurz recht steil hinunter und gleich wieder hinauf. Man fragt sich, wie sich dieser See gleich neben diesem Einschnitt halten kann. Der Schwarzsee ist nun bald erreicht. Auch er liegt in einer kleinen Senke und ist sehr malerisch gelegen. Wir laufen aber gleich weiter und steigen noch zum Üssera See hoch, wo wir nochmals eine Pause machen. Keine Menschenseele ist uns bisher begegnet, obwohl doch auch heute wieder schönstes Wanderwetter ist. Über uns thront der Pizzo d’Orsalía, der eigentlich gar nicht mal so schwierig zu besteigen scheint. Paul kommt kurz ins Grübeln. Aber wir lassen es dann doch gut sein, denn sonst würde die Tour wohl einfach zu lange. Aber immerhin die Bocchetta d’Orsalía ersteigen wir noch geschwind, denn wir wollen sehen, wie es dahinter ausschaut. Eine wüste Gerölllandschaft mit einem noch teilweise schneebedeckten See zeigt sich. Es soll ja möglich – wenn auch schwierig – sein, hier ins Val Calnègia abzusteigen. Wir lassen aber auch das bleiben, denn unser Auto steht ja im Valle di Bosco Gurin, und dahin wollen wir auch zurück. Nun steigen wir ab in Richtung Üssera Staful. Hier begegnet uns die einzige Person, die wir heute unterwegs sehen werden. Noch bevor Üssera Staful erreicht ist, zweigt ein Weg ab, der via Bocchetta di Cerentino und Alpe Cranzünasc nach Fontana im Val Bavona führen soll. Eigentlich war mal angedacht, noch bis zu dieser Bocchetta weiter zu laufen und von dort direkt und weglos hinunter zu steigen, bis wir bei Pian Cortaccio wieder auf einen Wanderweg gestossen wäre. Paul fürchtet aber, dass die Gegend dort dermassen mit Alpenrosen, Wacholder und Heidelbeeren verkrautet ist, dass zumindest für mich kaum ein Durchkommen besteht. So laufen wir auch an dieser Abzweigung vorbei, was – wie sich zeigen soll – sicher richtig war. Kurz vor Üssera Staful schlagen wir nun den Wanderweg ein, der uns nach Al Máter bringen soll. Der Weg ist kaum mehr sichtbar und führt wildromantisch durch oben erwähntes Gestrüpp. Immerhin sind die Markierungen meist gut zu erkennen. Gelegentlich müssen wir mal stehen bleiben und uns orientieren, damit wir den Weg nicht verlieren. Hier leide ich ein bisschen. Nicht nur, weil ich mich gelegentlich durch die Botanik quetschen muss, sondern auch, weil wir hier zum ersten Mal auf dieser Wanderung für einen längeren Abschnitt auf kein Bächlein treffen. Und inzwischen ist es recht heiss. Noch vor Al Máter steigen wir aber in den Wald ab, so dass mir die Hitze für den Rest der Tour nicht mehr so arg zu schaffen macht. Die Querung zur Alp Al Córt Antii ist nun deutlich angenehmer zu gehen: Wir laufen hauptsächlich auf grasigen Wegen durch den Wald. Ab hier steigt der Weg nun ziemlich ab. Gelegentlich stösst man sogar auf Treppenstufen. Kein Vergleich zwar zum Abstieg vom Pizzo Mezzodi, aber immerhin. Camonoglio ist bald erreicht, und die letzten Meter laufen wir noch auf der Teerstrasse zum Auto zurück. Eine wirklich herrliche Tour in einer fantastisch schönen und einsamen Gegend! Ins Valle di Bosco Gurin kommen wir sicher wieder mal zurück!

Mittwoch, 18. Juni 2025