Wir verbringen ein paar Tage im Tessin in Aurigeno. Geplant ist, immer abwechslungsweise einen Wander- und einen Ruhetag zu machen. Ich bin ja schon ein altes Guetzli und mag nicht mehr jeden Tag intensiv in den Bergen herum steigen.
Der Pizzo Mezzodi steht wohl fast schon länger auf Pauls Wanderwunschliste als der Niesen. Am 16. Juni 2025 wollen wir in endlich besteigen. Los geht es in Ovi di dentro im Valle di Campo. Den langen stotzigen Aufstieg hinauf zur Alp A Orsalii haben wir schon mal anlässlich unserer West-Ost Tour de Suisse im September 2018 begangen. Heute laufen wir ihn fast ganz im Bergschatten, worum wir recht froh sind, denn es ist schon morgens anständig warm. Zum Glück bläst ein leichter Nordföhn! Der kühlt nicht nur, sondern hat auch den üblen Dunst der letzten Tage vertrieben. Heute zeigt sich der Himmel makellos mit perfekter Fernsicht. Auf A Orsalii haben wir eine Pause verdient, ist doch der Aufstieg bis hierher WIRKLICH stotzig (habe ich das schon gesagt?), und eigentlich nicht wirklich ansprechend. Zweimal sind wir jetzt schon hier hoch. Es wir hoffentlich das letzte Mal gewesen sein. Was nun folgt, ist aber vom Feinsten! Oberhalb der Alp wird der Weg nun richtig schön und die Landschaft wild und einsam. Trotz bestem Wanderwetter soll uns heute kein Bein ab kommen. Kurz nach Punkt 2037 findet sich eine unscheinbare Wegspur, die uns nun auf den zum Pizzo Mezzodi führenden Grat leitet. Man braucht gelegentlich etwas Spürsinn, denn nicht immer ist die Spur wirklich sichtbar. Das Gelände ist allerdings relativ unschwierig. Dennoch bin ich froh um die Spur, da hier alles mit Alpenrosen, Wacholder und Heidelbeeren verkrautet ist und mir das Vorwärtskommen sonst recht schwer fallen würde. Einmal auf dem Grat angekommen, findet sich wieder ein Weglein, das uns nun ohne weitere Probleme zum Gipfel des Pizzo Mezzodi hoch führt. Eine tolle Aussicht in alle Richtungen erwartet uns hier. Gleich zu unseren Füssen zeigt sich der Lago di Sascòla, zu dem wir bald schon absteigen wollen. Hier oben auf dem Gipfel bläst es doch allzu sehr, so dass wir nach ein paar Fotos gleich wieder absteigen und unseren Gipfelrast etwas weiter unten im Windschatten machen. Weil ich im Aufstieg wieder mal herum gedüst bin wie eine Irre, bin ich jetzt schon ziemlich auf den Stümpen. Paul gönnt mir deshalb eine halbe Stunde Pause im Schatten. Nun folgen wir der Spur zurück und weiter auf dem Grat bis zum Punkt 2135, wo wir auf den von der Bocchetta di Cansgéi her kommenden Wanderweg stossen. Auf diesem steigen wir ohne Probleme ab - teils malerisch, teils steil – bis zum wirklich sehenswerten Lago di Sascòla. Ob sich hier im Sommer die Influencer auf den Füssen herum stehen? Heute jedenfalls ist kein Bein hier. Weiter geht es nun wieder im Wald auf gutem Weg hinunter zur Rustici-Siedlung A Murèla und von dort auf wieder einmal einem sehr beeindruckenden, steilen Weg hinunter nach Linescio. Auch hier wurde einer fast senkrechte Wand ein Treppe abgetrotzt. Ja, die Altvordern konnten noch Wege bauen! Insgesamt eine fantastische Tour in einer eindrücklichen Gegend. Nur der Aufstieg nach A Orsalii hätte es nicht gebraucht…