Das Averstal hat uns ja bei unserem ersten Besuch im Juli 2021 ausgezeichnet gefallen. So wollen wir heute am 12. Juli 2022 gleich nochmals eine Tour dort wagen. Wir starten wieder recht früh am Morgen, diesmal aber in Cresta, also etwas weiter unten im Tal. Auf unschönem, weil von zwei- und vierbeinigen Rindviechern ausgetretenem, Weg laufen wir ins Täli hinein gegen Büel zu. Wir sind noch gar nicht lange losgezogen, begegnen uns ausgerechnet bei einer Engstelle schon die ersten Rinder, die uns aber zum Glück den Vortritt lassen und uns nicht weiter verfolgen. Bis zum Büel ist der Weg zwar mühsam aber einfach. Bei der Abzweigung zu den Bandseen schlagen wir den Weg in Richtung Tälifurgga ein. Wobei Weg ist hier zu viel gesagt, denn davon ist meist nichts zu sehen. Zwar sind die Markierungen neueren Datums und gut sichtbar, aber ein Weg schlicht und einfach nicht vorhanden. Aber das macht hier oben nichts aus, denn das Gelände ist weit und nicht steil. Auch die Vegetation steht hier nicht hoch, so dass auch ich keine Mühe habe, vorwärts zu kommen. Nach dem Effort am letzten Freitag, sind wir heute ziemlich gemütlich unterwegs, steckt uns doch der Pizzo di Claro noch in den Knochen. Der Schlussaufstieg zur Tälifurgga – wenig steil, aber etwas schottrig-lottrig – zeigt dann ein klares Weglein, so dass wir ohne Schwierigkeiten den höchsten Punkt der heutigen Tour erreichen. Bleiben wollen wir dort oben allerdings nicht, denn es weht ein kühler Wind. Der Abstieg hat es dann aber in sich: teilweise übel steil, überall feines lockeres Zeugs als Boden, so dass zumindest für Paul höchste Konzentration gefordert ist, um nicht abzurutschen. Die Erosion verändert diese Route wohl immer wieder, so dass sich gar kein dauerhaft bleibender Weg etablieren kann. Froh unten angekommen zu sein, machen wir uns an den Aufstieg zur Fuorcla Curtegns, der gleich darauf die Fuorcla Starlera folgt. Auch hier ist der Weg nicht immer ersichtlich, und so bleibt es dann auch beim Abstieg zur Alp Starlera. Die Alp ist schon bestossen, und so weichen wir etwas vom 'Weg' ab, um den Mutterkühen auszuweichen. Der Aufstieg zum Cucalner (oder Guggernüll, wie er auf Deutsch genannt wird), ist wieder praktisch weglos, wenn auch gut markiert. Wir sind beide schon ziemlich erschöpft. Der Pizzo di Claro hat uns wohl doch mehr geschlaucht, als wir damals realisiert haben. Wir schleichen im Schneckentempo den Berg hinauf und sind froh, endlich den Gipfel erreicht zu haben. Hier ist alles bräglet voll mit Edelweiss! Man muss direkt aufpassen, keine zu zertreten (auch hier natürlich meist kein sichtbarer Weg). Der Abstieg wird nun etwas mühsam, denn wir müssen gleich mehreren Gruppen Kühe ausweichen, so dass wir teilweise ab vom Weg (der hier ausnahmsweise mal gut sichtbar wäre) hinunter steigen, bis wir bei Stofelti ein schönes Panoramaweglein erreichen, das uns ohne weitere Probleme zurück nach Cresta führt. Abgesehen von unserer Erschöpfung, dem üblen Abstieg von der Tälifurgga und etwas zu vielen Kühen war's eine abwechslungsreiche, blumenreiche und landschaftlich schöne Tour!