Eigentlich wollte Paul diese Woche ja unsere Etappenwanderung im Tessin fortsetzen. Aber ich bin gerade läufig und so sind Übernachtungen auswärts und noch mehr Fahrten mit der ÖV mit einem gewissen Risiko verbunden. Deshalb gibt es nur eine Tagestour, dafür aber eine ganz besonders prächtige.
Es ist schon eine ganze Weile her, seit wir eine Tour auf über 3000 Meter hinauf unternommen haben. Am 5. September 2023 ist das Wetter dermassen schön, dass wir es wieder einmal wagen. Allerdings ist das Schwarzhora oberhalb des Flüelapasses nicht wirklich ein Wagnis, denn leichter erreicht man diese Höhe zu Fuss in der Schweiz wohl kaum. Wer hier mit Sandalen oder Turnschüeli hinaufsteigt, ist nicht unbedingt underdressed. Der Weg ist ausgezeichnet und sogar in grosser Höhe ist viel Wegarbeit geleistet worden, so dass man das Schwarzhora mühelos erklimmt. Das weiss allerdings nicht nur Paul (er war vor fast genau 10 Jahren schon mal hier oben), denn es sind ordentlich viele Leute unterwegs. Schon beim Anstieg kommen uns etliche Leute entgegen, die noch weit früher aufgestanden sind als wir, und auf dem Schwarzhora den Sonnenaufgang bewundert haben. Wir sind dann auch auf dem Gipfel nicht ganz alleine, können aber dennoch die fantastische Aussicht in vollen Zügen geniessen. Man sieht in alle Richtungen weit über die Alpen. Sogar den höchsten Ammler Berg – den Leistchamm – sieht man von hier aus! Gelegentlich machen wir uns dann aber doch an den Abstieg, denn nun kommen ganze Heerscharen an Wanderer den Berg herauf gestiegen. Geschwind bringen wir die paar Höhenmeter bis zur Abzweigung zur Fuorcla Radönt hinter uns. Der Weg über das ehemalige Gletschergebiet hinüber zu diesem Pass ist nicht mehr ganz so gut – gelegentlich geht es über Blöcke – aber dafür sind wir hier mausbeinallein unterwegs. Ist die Furocla Radönt dann erreicht, wird man mit einem herrlichen Blick über das von diversen Gletschern eingefasste Val Grialetsch belohnt. Auf dem Pass verlassen wir den Weg und steigen weglos direkt ab zum talauswärts führenden Wanderweg. Unterwegs schlängeln wir uns an verschiedenen Gruppen Schafe vorbei. Uff – zum Glück keine Herdenschutzhunde! Im kleinen See unterhalb Stavel da Radönt kühle ich mich noch ein letztes Mal ab, bevor wir wieder ins Tal der Flüelapassstrasse einbiegen, die inzwischen arg befahren ist und uns gehörig beschallt. Das war eine ganz tolle und abwechslungsreiche Tour bei prächtigem Spätsommerwetter (stahlblauer, wolkenloser Himmel!), wenn auch zwischendurch etwas rau. Aber etwas anderes kann man ja in dieser Höhe auch nicht erwarten...