Gemäss Wettervorhersage soll auch der 14. Juni 2023 wieder wunderprächtig werden. Was für eine Enttäuschung, dass der Hochnebel in kürzester Zeit den Himmel überzogen hat, als wir am Morgen früh in Unterschächen aus dem Bus steigen! Aber dennoch geht es weiter auf unserer Etappenwanderung vom nördlichsten zum südlichsten Grenzstein der Schweiz. Wir laufen erst auf einer Fahrstrasse ein kurzes Stück ins Brunnital hinein. Nun steigen wir auf einem nicht markierten, aber gut unterhaltenen Weg nach Sparren hoch, wo wir dann doch die Sonne erreichen, die uns unterwegs meist scheint. Der Weg ist ausgezeichnet, aber brutal steil. Und obwohl die Luftfeuchtigkeit ziemlich hoch ist, und Paul deswegen arg leidet, kommen wir zügig voran. Ab Sparren stossen wir wieder auf eine Fahrstrasse und auf viele Kühe! So soll es dann auch auf der ganzen Sittlisalp bleiben. Die Kühe sind aber wohl mit ihrer Verdauung beschäftigt und interessieren sich nicht für mich. Wir folgen der Fahrstrasse taleinwärts bis zum Sittliser Boden. Hier beginnt der interessante Wanderweg, der oberhalb der Widerflue durchführt und schliesslich ins Griesstal einbiegt. Kurz nach den Alpgebäuden fängt nun der Weg gegen den Seewligrat hin anzusteigen, ohne allerdings wirklich steil zu sein. Ab den Mälchbodemlenen stossen wir immer wieder auf Schnee, der uns aber gut trägt und trittig ist, so dass wir problemlos den Seewligrat erreichen. Einzig die vielen Murmeltiere halten mich unter Strom. Und immer, wenn ich dann mal losrennen will, pfeift mich Paul zurück! Der gönnt mir aber auch gar nichts! Am Seewligrat hat es überraschenderweise einen Brunnen mit frischem Wasser. Wobei Wasser heute – obwohl es recht warm ist – kein Problem ist, denn dieses fliesst noch in jeder Runse. Nun geht es steil hinunter zum Seewli, ein wirklich malerischer und tiefblauer See! Ab der Seewlialp traversieren wir auf gutem Weg aber in sehr steilem Gelände bis zum Punkt 2031, von wo der Weg nun wieder sagenhaft steil abfällt hinunter zum Kilcherberg. Dass es in so stotzigen Planggen überhaupt einen Weg gibt, ist schon fast ein Wunder! Wir nehmen nun aber nicht die Seilbahn hinunter nach Silenen, wie eigentlich geplant, sondern entscheiden – es ist auch erst kurz nach 13 Uhr – noch bis nach Bristen abzusteigen. So geht es erst mal weiter bis Waldiberg. Unterwegs meistern wir noch die Hängebrücke Schipfental, die eigentlich kein Problem wäre, wenn Paul sie nicht ungewollt so übel ins Schwingen bringen täte, dass ich gar nicht richtig gehen kann. Er muss stehen bleiben und mich alleine mutig voran gehen lassen. So ganz wohl ist mir schon nicht dabei! Ab Waldiberg steigen wir gleich nochmals sehr steil hinunter nach Bristen. Bei diesem Weg ist der Einstieg nicht ganz so einfach zu finden. Zum Glück hat der Bauer grad zumindest den vorderen Teil dieser steilen Wiese südöstlich der Seilbahnstation gemäht, so dass wir wenigstens in diesem Teil gut voran kommen. Ist der Einstieg mal gefunden, kann man den Weg eigentlich nicht mehr verfehlen, auch wenn er sicher nicht oft begangen wird. Das war eine sehr schöne, lange und richtige Bergtour mit steilen An- und Abstiegen! Mit Gummibeinen erreichen wir die Busstation Bristen, Kohlplatz und sind froh, in den – wenn auch überfüllten - Bus steigen zu können! Schön war’s! Nun könnte man ja das Tessin vom Kanton Uri aus über den Gotthard erreichen. Aber das wollen wir uns nicht antun, sondern via Mittelplatten in die Surselva steigen. Aber dieser Übergang ist grad nochmals 200 Meter höher als der heutige. Vielleicht warten wir da besser noch eine Woche oder zwei. Ich werde es schon merken, wenn es Paul wieder in die Berge zieht...