Bristen - Tschamut

Es soll also doch gar nicht lange dauern, bis wir unsere Nord-Süd-Etappenwanderung fortsetzen. Paul informiert sich nämlich beim Team der Etzlihütte, wie es denn mit Schnee am anvisierten Übergang aussieht. Die meinten, dass schon noch Schnee läge, aber der Übergang in diesem Jahr schon von einigen Leuten begangen wurde. Und weil die Wetterprognosen für die kommende Woche einen deutlichen Anstieg der Gewittergefahr vorhersagen, machen wir uns noch am 17. Juni 2023 auf, um in die Surselva zu wandern. Weil es Samstag und schönes Wetter ist, laufen wir schon recht früh in Bristen los, steigen gleich eingangs Etzlital steil einen Wanderweg auf und stossen nach dem Sagebrüggli auf die ins Tal hinein führende Fahrstrasse. Dieser folgen wir nun bis zum Hinter Etzliboden. Die Rinder, welche zwischen Porthüsler und Hinter Etzliboden weiden, sind diesmal sehr an mir interessiert, so dass dieser Abschnitt etwas zum Spiessrutenlauf mutiert. Aber Paul hält sie immer brav auf Distanz, so dass ich schliesslich ungeschoren das Weidegelände verlassen kann. Nun steig ein schöner und guter Wanderweg gegen die Etzlihütt an. Erst etwa auf 1700 Meter Höhe sehen wir erstmals die Sonne heute. Für Sonnenhungrige ist das Etzlital vielleicht nicht so ideal, denn was will man in einem engen Nord-Süd-Tal an Sonne erwarten, wenn es doch östlich und westlich von teils auf über 3000 Meter ansteigenden Gipfeln eingerahmt wird? Bei Müllermatt – etwas unter der Etzlihütte gelegen – teil sich der Weg nun auf. Gen Osten steigt man über den Chrüzlipass ins Val Strem, gen Westen über die Pörtlilücke ins Fellital und gen Süden über die Mittelplatten ins Val Mila. Wir nehmen natürlich die südlich Route und steigen nun auf nicht mehr ganz so deutlichem Weg weiter an. Ob der Weg nun deutlich oder undeutlich sichtbar ist, spielt allerdings schon bald keine Rolle mehr, denn noch bevor wir 2100 Meter erreichen, kommen wir in den Schnee. Wir steigen nun etwas mühsam durch gelegentlich allzu weichen Schnee an - zwischendurch suchen wir die schneefreien Stellen – bis wir kurz unterhalb der Mittelplatten auf ein abenteuerlich steiles, wenn auch nur kurzes Schneefeld treffen, wo sich Paul erstmals die Frage stellen muss, ob er das wirklich riskieren will. Hier ist der Schnee aber gerade ideal trittig, so dass er dann doch heil auf den danach wieder sichtbaren Weg stösst. Für mich ist das ja alles gar kein Problem, wenn dieses Stapfen durch den Schnee auch ziemlich Kraft kostet. Endlich erreichen wir die Mittelplatten und – oh Schreck! - finden eine Schneewechte vor, die gegen das Val Mila hin sogar noch überhängt. Eigentlich hat Paul damit gerechnet, dass die Südseite des Übergangs komplett schneefrei wäre. Aber Pustekuchen! Der Schnee reicht auch hier bis etwas unterhalb 2300 Meter hinunter. Nun, der Routenführung können wir jedenfalls nicht folgen, denn da hätten wir die Schneewechte überwinden müssen. Nach einer Weile Suchen, finden wir dann gegen den Piz Palì hin eine wechtenfreie Stelle, wo wir gleich nochmals ein sehr steiles Schneefeld absteigen müssen. Dies einmal geschafft, kommt uns der Schnee grad gelegen, denn bis wir wieder auf den Wanderweg treffen, stapfen wir im Sauseschritt hinunter über die Schneefelder der Plaun Grond. Nun stehen noch einige Kilometer Genusswandern an. Wir steigen das schöne Val Mila hinunter bis zum Punkt 1722, laufen dann über die Crest Pigniel bis wir bei Plaun Liets wieder auf einen Wanderweg treffen. Das letzte Stück über Milez Sura bis zum Bahnhof Tschamut führt durch eine herrlich blumenreiche Landschaft. Nicht das mich das interessieren täte… Eine wegen des Schnees abenteuerliche und auch lange Tour, die uns aber sehr gefallen hat! Etwas unschön ist, dass man ab Bristen bis Inslettas im Val Mila einer Hochspannungsleitung folgen muss. Trotz schönem Wetter und Wochenende sind übrigens nicht gar viele Leute unterwegs.

Samstag, 17. Juni 2023